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Huf zu verstehen ist eines unserer Lieblingsthemen, Pferdehufe sind ein wahres Wunderwerk. Wir raspeln all unseren Pferden mit anfänglicher Unterstützung einer Huforthopädin die Hufe selbst: schneiden, kürzen, raspeln rund um das ganze Jahr. Das Ergebnis ist: wir haben nie wieder brüchige Hufe gehabt und wenn, wissen wir jetzt zu einhundert Prozent, woher es wirklich kommt und was man tun kann, damit sie nicht wiederkommen.
Dieser Artikel soll mit all den in der Pferdewelt herumgeisternden Mythen aufräumen, warum Pferdehufe ausbrechen und trocken sind. Es ist leider viel komplizierter, als einfach nur Huföl darauf zu schmieren. Keine Sorge: die Lösung ist anders betrachtet so einfach, dass wir uns wirklich fragen, warum auch wir bis vor fünf Jahren (als wir anfingen, selbst an den Hufen zu arbeiten) all diese Mythen geglaubt haben.
Grundlage Nr. 1: Brüchige Hufe sind zu lang und oft verformt
Diese Grundlage ist die wichtigste von allen. Bricht ein Huf, dann liegt es fast immer daran, dass der Tragrandüberstand zu lang geworden ist und der Huf an dieser Stelle wegbricht. Auch Risse entstehen genau auf diese Weise: der Huf ist zu lang, es entstehen Spannungen und der Huf hilft sich selbst. Wildpferdehufe kürzen sich auf diese Weise selbst, kein Hufschmied kann bei Wildpferden für simulierten Abrieb sorgen. Läuft sich ein Wildpferd die Hufe nicht selbst ab, brechen die Hufe genau an den Stellen aus, die zu lang sind.
Du brauchst wenigstens ein bisschen Verständnis dafür, wie ein Huf aufgebaut ist und was passiert, wenn der Huf wächst. Dann wirst du sehr schnell dahinterkommen, warum eine äußerliche Behandlung von trockenen und brüchigen Hufen mit Tinkturen nicht weiterhilft.
Sieh dir das folgende Schaubild an, um die wichtigsten Grundlagen zu verstehen. Wir zeigen dir den Huf in der Untersicht (wie beim Hufe kratzen), in der Seiten- und Frontansicht und im Schnitt durch den Huf. Dieses Bild zeigt zunächst einen gesunden Huf, hier ist der Huf ausreichend im Gleichgewicht, der Tragrand endet auf Höhe der Sohle und der Huf ist in Balance – hier wird nichts herausbrechen. Auch wenn der Huf trocken sein sollte.
Was passiert jetzt im und am Huf, wenn der Huf wächst? Dazu haben wir das Schaubild bearbeitet und den Tragrand verlängert, so wie das bei gesunden Hufen bis zu einem Centimeter pro Monat der Fall ist. Von unten wirst du zwischen Sohle und dem oberen Ende des Tragrandes einen Überstand sehen können, von vorne wird der Huf länger und auch unförmiger aussehen – kein Pferd reibt sich die Hufe völlig symmetrisch ab. Von der Seite wird die Hufwand nach unten wachsen wollen, dort ist jedoch der Boden, also verformt sich die Hufwand seitlich, man spricht auch von schnabeln. Das siehst du besonders gut im Schnitt, die Hufwand wird länger, das Pferd tritt jedoch immer noch mit dem Huf auf den Boden auf.
Der zu lange Tragrand kann das Pferd nicht tragen, er verformt sich und seine Hufwand und zieht die inneren Strukturen auseinander, besonders die weiße Linie.
Jetzt ist der Huf durch das Wachstum aus seinem Gleichgewicht geraten. Dieser Vorgang ist ganz natürlich, haben die Hufe ausreichend Abrieb, kürzt sich der Überstand von alleine. Das ist bei unseren auf weichen Böden (Stroh, Reithalle, Wiese) Pferden nicht der Fall, weshalb wir bei der Hufbearbeitung diesen Abrieb simulieren müssen.
Dein Hufschmied entfernt die zu lang gewordenen Hufteile und stellt damit das Gleichgewicht wieder her. Viele Hufe benötigen bereits nach vier Wochen einen Termin und nicht erst nach sechs oder acht Wochen. Besonders im Sommer ist ein früheres Bearbeiten notwendig.
Siehst du im oberen Schaubild, wie eckig der Huf durch das Wachstum und das ungleichmäßige Abreiben auf den verschiedenen Böden plötzlich aussieht? Der runde, symmetrische Huf verschwindet durch das Wachstum. Genau hier liegt das Problem.
Jetzt sehen wir uns an, wie ein brüchiger Huf entsteht. Der Huf ist länger geworden, die Hufwand verbiegt sich unter dem Gewicht deines Pferdes. Genau an den Stellen, die verbogen sind, wird der Huf jetzt einreißen oder wegbrechen, um sich zu kürzen. Oftmals sind das die Stellen, die du als „eckig“ wahrnimmst oder „unförmig“. Hier besteht die meiste Spannung.
Im Schaubild eingekreist sind die verschiedenen Bruchstellen. Hier ist zu viel Hufhorn, daher wird es an diesen Stellen zu Brüchen in der Hufwand kommen können.
Wahrscheinlich kennst du diese Bruchstellen von deinem eigenen Pferd. An den besonders starken Tragrandüberständen bricht die Hufwand schnell heraus, zunächst verformt sich der Huf nur, dann gibt es die ersten Brüche und Risse. Risse entstehen dort, wo Spannungen aufeinandertreffen. Dies ist hier an der Zehe der Fall, an beiden Seiten zieht die verbogene Hufwand.
Das folgende Schaubild zeigt dir, wie ein guter Hufbearbeiter den Huf kürzen würde, um weiteren Brüchen vorzubeugen.
An der orangenen Linie erkennst du, wo zu viel Hufmaterial gewachsen ist. An diesen Stellen wird gekürzt, damit der Huf sich nicht weiter verformt oder bricht. Wiederholt man dieses Kürzen regelmäßig genug, also im Zweifelsfall sogar alle zwei bis vier Wochen, dann wächst ein gerader, gesunder Huf nach. besonders in der seitlichen Ansicht siehst du oben die typische Schnabelform, die viele Pferde durch zu lange Bearbeitungsintervalle bekommen.
Der Riss genau in der Mitte der Hufwand ist besonders bei diesen langen Hufen zu finden, an denen die Seitenwände sehr viel Druck erfahren und die Hufwand in der Mitte die Spannung nicht mehr kompensieren kann. So entsteht schnell ein Riss im Huf. Verformte und lange Hufe sind anfälliger für Brüche und Risse. Sind die Hufe gerade gewachsen und werden fachmännisch und regelmäßig gekürzt, sind sie wiederstandsfähiger.
Wir kennen ausgebrochene Hufe mit Rissen an unseren Pferden natürlich auch. Beim Raufen bricht da ein Stück Hufwand aus, wenn der Vierbeiner falsch landet oder einen Tritt abgibt. Im Sommer warten wir eine Woche zu lange mit dem Kürzen und schon ist ein ganz feiner Haarriss in der Hufwand zu erkennen. Das Gute ist: je schneller der Huf wieder gekürzt wird, um in seinem natürlichen Gleichgewicht zu sein, desto besser lassen sich Brüche und Risse vorbeugen.
Wir hoffen, dass du jetzt verstehst, warum äußerliche Tinkturen dieses Problem nicht lösen. Grund für Brüche oder Risse im Huf sind mehrere hundert Kilo Pferdegewicht auf verformten, langen Hufen.
Einen weiteren Artikel, den wir dir empfehlen möchten, ist das Thema Fühligkeit bei Pferden. Wenn dein Pferd nicht locker und leicht über Steine gehen kann oder nach dem Hufschmied erstmal lahmt, dann lies ihn dir unbedingt durch: Pferd läuft fühlig & klamm – mögliche Gründe
Grundlage Nr. 2: Trockene, brüchige Hufe treten öfter in den wärmeren Monaten auf
Im Winter verlangsamt sich das Hufwachstum, zusätzlich stehen die Pferde viel auf abriebstarken Sandböden (in der Reithalle, auf den Paddocks). Dadurch kommt es oftmals zu einem höheren Hufabrieb bzw. das Hufwachstum wird durch höheren Abrieb gebremst.
Im Sommer wird durch Sonne, frisches Grün auf der Wiese und Böden mit geringem Abrieb wenig gegen das in dieser Zeit stärkere Hufwachstum getan. Die Bearbeitungsintervalle bleiben meist gleich, sodass die Hufe viel schneller zu lang werden. Fallen gleichzeitig trockene Perioden in diese Zeit, in denen der Huf keine Feuchtigkeit von außen aufnehmen kann, sind brüchige Hufe das Ergebnis.
Wir möchten dir hiermit nochmal erklären, dass trockene (Sommermonate) und brüchige (zu lange Hufe in den Sommermonaten) Hufe besonders im Sommer in Kombination auftreten. Daran siehst du jedoch auch, dass die dahinterstehende Ursache immer noch der zu lange Huf ist. Die Trockenheit verstärkt diesen Effekt noch, hat mit dem Problem aber eher untergeordnet zu tun.
Grundlage Nr. 3: Feuchtigkeit kommt von innen – vergiss Huföl, Huffett, jegliche Tinkturen
Wir erinnern uns nur zu gut an eine frühere Einstellerin: sie putzte ihr wirklich wunderhübsches Warmblut direkt neben uns. Die Hufe hatte Eisen und leider war bereits an einigen Stellen etwas Huf abgebrochen. Man konnte sehen, dass die letzte Bearbeitung schon sehr viele Wochen zurücklag. Zusätzlich konnte man sehen, dass der Huf mittlerweile stark gewachsen war und über das Eisen hinausragte. Genau an dieser Stelle war ein Stück Huf abgebrochen. Richtig wäre es gewesen die Hufe öfter zu bearbeiten, damit der Huf nicht so stark wächst und ausbricht.
Stattdessen tat die Besitzerin dass, was so viele Reiter falsch machen: sie sah in dem Problem ein äußerliches Problem und pinselte den Huf dick mit Huffett ein. Jetzt glänzten die Hufe mit dem Bruch sehr schön, wirklich helfen tut das jedoch überhaupt nicht.
Pferdehufe brauchen die ganzen Tinkturen, die du im Reiterladen kaufen kannst einfach nicht. Wirklich nicht. Was dein Pferd braucht, sind kurze, regelmäßig korrigierte Hufe.
Sieh dir dazu nochmal die Schaubilder oben an: die Risse kannst du nur verhindern, indem du zu viel Hornmaterial früh genug kürzen lässt. Ist der Riss oder ein Bruch erstmal da, musst du die Spannungen im Huf reduzieren. Das geht nur, indem du das überschüssige Hornmaterial entfernen lässt.
Grundlage Nr. 4: Gesunde Hufe brauchen eine gute Haltung und die richtige Fütterung
Neben der richtigen Bearbeitung muss dein Pferd seine Hufe möglichst viel in natürlicher Umgebung benutzen können. Der Hufmechanismus kann nur dann gut funktionieren, wenn dein Pferd viele Kilometer am Tag unterwegs ist. Zusätzlich schaden ungemistete Boxen, Amoniak und Bakterien in durchnässter Einstreu dem Hufhorn. Diese bieten einen Nährboden für viele Krankheiten am Huf und können das Material sogar schwächen und zersetzen.
Neben der richtigen Haltung benötigt dein Pferd auch eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Auf den heutigen Wiesen wachsen nicht mehr alle benötigten Nährstoffe, sodass man diese über ein spezielles Mineralfutter zufüttern muss. Bei schlechtem Hufhorn, wenn du gerade eine Barhufumstellung machst oder den Hufbearbeiter wechselst zu einer artgerechten Hufbearbeitung, dann bietet sich spezielles Futter für die Verbesserung der Hornqualität an.
Grundlage Nr. 5: Bei vielen Pferden hat ein trockener Huf nichts mit den Brüchen und Rissen zu tun
Im Frühjahr, Herbst und Winter nimmt der Pferdehuf das äußerliche Wasser auf und quillt auf. Dadurch wird das Hufhorn weicher, das kann man bei der Bearbeitung sehr gut merken – man raspelt viel mehr Material mit weniger Druck weg. Im Sommer werden die Hufe durch das fehlende Wasser auf der Wiese in Trockenperioden selbst härter und verlieren Feuchtigkeit. Das ist ein normaler Vorgang und hat mit dem entstehen von Brüchen und Rissen zunächst nicht viel zu tun.
Im Sommer sind die Hufe unserer Pferde meistens sehr trocken und hart. Sie nehmen keine Umgebungsfeuchte auf – es ist einfach ein trockener Sommer. Die Hufe bekommen dadurch keine Risse und brechen aus diesem Grund auch nicht. Der Huf bricht oder reißt nur ein, weil der Huf zu lang ist und sich dadurch verformt. Überstehendes, überflüssiges Hornmaterial kürzt sich so selbst ein. Das kann bei weichen und bei trockenen Hufen passieren.
Kurze, gerade und regelmäßig gekürzte Hufe brechen nicht und reißen auch nicht ein – auch wenn sie staubtrocken sind. Besonders unser Doonie hat im Sommer die härtesten, trockenen Hufe, die wir kennen. Da reißt nichts und bricht nichts weg, wenn wir oft genug Raspeln.
Möchtest du jetzt noch mehr über Hufe erfahren, kannst du dir unseren Artikel ansehen: Kann ich direkt nach dem Hufschmied wieder reiten? Hier erhältst du weitere wichtige Infos, die dein Verständnis zu Hufen noch verbessern. Auch zum Thema der Bearbeitungsintervalle haben wir einen ganzen Artikel geschrieben: Wie oft muss mein Pferd zum Hufschmied?
Unsere Erfahrungen mit brüchigen Hufen und was am besten geholfen hat
Unsere Erfahrungen mit brüchigen Hufen bei unserem geliebten Pferd Harki waren eine Herausforderung, der wir uns mit viel Geduld und Engagement gestellt haben. Als wir bemerkten, dass Harkis Hufe anfingen zu bröckeln und zu splittern, waren wir besorgt und wollten alles tun, um ihm zu helfen.
Der erste Schritt bestand darin, einen erfahrenen Hufschmied hinzuzuziehen, der sich Harkis Hufe genau ansah und einen individuellen Behandlungsplan erstellte. Es stellte sich heraus, dass Harkis Hufe unter einem Mangel an Feuchtigkeit litten, was zu ihrer Brüchigkeit beitrug. Unser Hufschmied empfahl uns, regelmäßig Hufpflegemittel zu verwenden, um die Feuchtigkeit zu erhalten und die Hufe zu stärken.
Darüber hinaus spielte die Ernährung eine wichtige Rolle. Wir überprüften Harkis Futterplan und stellten sicher, dass er alle notwendigen Nährstoffe erhielt, um gesunde Hufe zu unterstützen. Zusätzlich fügten wir seiner Ernährung Biotin hinzu, da es bekannt ist, die Hufqualität zu verbessern.
Ein weiterer wichtiger Faktor war die richtige Haltung und Bewegung. Wir sorgten dafür, dass Harki ausreichend Bewegung bekam, sowohl auf der Weide als auch beim Reiten. Die natürliche Bewegung förderte die Durchblutung der Hufe und half, ihre Gesundheit zu verbessern.
Schließlich war Geduld von entscheidender Bedeutung. Die Verbesserung der Hufqualität ist ein Prozess, der Zeit braucht, und wir mussten geduldig bleiben, während wir die verschiedenen Maßnahmen umsetzten. Aber mit der Zeit sahen wir eine deutliche Verbesserung. Harkis Hufe wurden stärker und widerstandsfähiger, und er konnte wieder mit vollem Vertrauen und Komfort laufen.
Unsere Erfahrungen mit Harkis brüchigen Hufen haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse unserer Pferde einzugehen und aktiv zu handeln, um ihre Gesundheit zu erhalten. Mit der richtigen Pflege, Ernährung und Bewegung können wir dazu beitragen, dass unsere geliebten Vierbeiner ein glückliches und gesundes Leben führen. Und für Harki war es ein wahrer Segen zu sehen, wie er wieder mit stolzen und starken Hufen über die Weiden galoppierte.
Was du tun kannst – Tipps, die uns geholfen haben
Ein guter Huforthopäde bearbeitet die Hufe deines Pferdes nach anderen Gesichtspunkten, als ein normaler Hufschmied. Es wird mehr Wert darauf gelegt, dass der Hufmechanismus durch richtige Bearbeitung funktioniert. So werden Hufproblemen vorgebeut.
Sollte dein Pferd also schon länger unter Brüchen, Rissen oder Verformungen leiden (die Hufe deines Pferdes sehen etwa immer so aus, wie auf dem Schaubild „der Huf wächst“?), dann wechsle die Hufbearbeitung. Wir mussten erst ein Hufgeschwür mit unserem damaligen „Lieblingshufschmied“ mitmachen, um zu merken, dass hier etwas in der Bearbeitung nicht stimmt. Daraufhin haben wir uns alles Wissen rund um den Huf angeeignet und begannen mit Hilfe unserer Huforthopädin selbst die Hufe unserer Pferde zu bearbeiten.
Kennst du schon unsere Pferde-E-Books mit praktischen Tipps und viel Erfahrung für dich und deinen Vierbeiner: