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Das Thema Offenstall ist derzeit sehr im Trend. Artgerechte Pferdehaltung ist auf dem Vormarsch und Erfahrungswerte hilfreich, bevor du mit deinem Pferd den Umzug wagst oder mitten in der Umstellung feststellt: das passt doch nicht.
Bevor wir dir erzählen, was wir mit unseren Pferden bisher erlebt haben, wollen wir das Thema zunächst damit beginnen, wie Pferde ihren Tag verbringen würden, wenn sie ihrem natürlichen Verhalten nachgingen.
Der Tagesablauf mit Fress- und Ruhephasen
Du kennst es bestimmt schon: ein typischer Tag deines Pferdes ist ein Abwechseln von Ruhe- und Fressphasen. Die wilden Verwandten deines Pferdes bringen dabei ganz erstaunliche Werte zusammen:
- zwischen 12 und 18 Stunden frisst ein Pferd am Tag (wenn es denn könnte)
- zwischendurch legt es Ruhepausen von 3 bis 4 Stunden ein
- während des Fressens bewegt es sich langsam, Schritt für Schritt vorwärts
- die meiste Zeit döst dein Pferd nur, in einen richtigen Tiefschlaf fällt es nur bei absoluter Sicherheit durch eine Herde oder bekannte Umgebung
- es interagiert beständig in seiner Herde: da wird geknabbert, gegiftet und versucht zu treten aber auch Fellpflege gemacht – und das rund um die Uhr
Diese Merkmale bestimmen den Tagesablauf deines Pferdes. Wirklich artgerecht wäre eine Haltungsform, die diese Vorgaben so gut es geht, ermöglicht.
Daher ist die Offenstallhaltung immer beliebter geworden, da sie viele der natürlichen Bedürfnisse deines Pferdes erfüllen kann.
Wie die Umsetzung in der Realität aussieht, wollen wir dir jetzt zeigen. Unsere Pferde standen nicht schon immer im Offenstall, wir haben auch Boxen- und Laufstallhaltung ausprobiert und kennen daher die Unterschiede und unsere eigenen Erfahrungen.
Offenstallhaltung – die Vorteile
Vorteil #1: Bewegung
Das Pferde absolute Bewegungstiere sind, weißt du bestimmt schon. Sie ziehen in der Wildnis umher und verlassen Flächen, die sie abgegrast haben. Pferde sind ständig in Bewegung, sie bewegen sich besonders beim Fressen langsam aber kontinuierlich fort.In freier Wildbahn bewegen sich Pferde durchschnittlich 15 bis 16 Stunden beim Grasen vorwärts. Je nach Umgebung kann diese Zahl auch zwischen 12 und 18 Stunden schwanken.
Pferde sind mit ihrem ganzen Körper auf die Bewegung ausgerichtet. Besonderes Beispiel ist der Hufmechanismus, der nur durch ausreichend Bewegung seine volle Funktion entfalten kann. Stehen Jungpferde zu lange, anstatt mit anderen Jungtieren zu laufen, entwickeln sich schnell Fehlstellungen.
Bewegung erhält Pferde gesund und jeden sollte klar sein, dass nur eine Stunde sein Pferd in der Halle zu bewegen und eine Stunde auf dem Paddock zu stehen, zu wenig Bewegung für ein ausgelastetes, gesundes Pferd sind.
Im Offenstall hat dein Pferd die Auswahl, wann es sich bewegen möchte, in der Boxenhaltung kontrollierst du dies.
Die Offenstallhaltung bietet ausreichend Bewegungsmöglichkeiten und eine artgerechtere Umgebung. Dein Pferd kann selbst entscheiden, wann es sich bewegt, wann es ruht und wann es mit den anderen Pferden umherläuft.
Viele Reiter fragen sich, ob man sein Pferd im Offenstall noch bewegen muss. Wir haben uns mit diesem Thema besonders beschäftigt, da wir das gleiche Problem haben: Wie viel muss ein Pferd im Offenstall bewegt werden?
Vorteil #2: Licht und Luft und eine geringere AtemwegsbelastungIm Stall wird oft gefegt, Heu ausgeteilt, Stroh in der Box umhergewirbelt. Dies erhöht die Staubbelastung, die die Atemwege deines Pferdes reizen kann.
Ohne ausreichend Lüftung im Stall entwickeln einige Pferde, neben klassischem Husten, Atemwegskrankheiten durch Staub, wenn sie in einer Box gehalten werden.
Im Offenstall ist die Staubbelastung im Gegensatz zum Offenstall sehr gering. Wind sorgt für immer frische Luft und dafür, dass dein Pferd keinem Staub ausgesetzt ist.
Unsere Stute Dubi hatte in Boxenhaltung Nasenausfluss und trockenen Husten. Weder der Tierarzt konnte mit Medikamenten helfen, noch haben Kräutermischungen oder Inhalieren den gewünschten Effekt erzielt. Erst als sie nicht mehr in der staubigen Stallgasse stand, besserte sich das Bild. Heute hat sie dieses Problem nicht mehr. Für einige Pferde ist der Umzug in diesem Fall die einzige Lösung.
Kommt an einem Sommerabend die Sonne um acht Uhr abends nochmals heraus, kann dein Pferd diese im Offenstall noch genießen. In der Box wird es durch die kleinen Fenster früher dunkel – es sei denn, dein Pferd hat eine Paddockbox.
Vorteil #3: Herdenleben
Die Herde ist Schutz, Familie, Freunde und Feind für dein Pferd in einem. Das gesamte Verhaltensrepertoire deines Pferdes kannst du nur in der Herde erleben.
Pferde gehen Freundschaften ein, sie können Zuneigung zueinander zeigen und miteinander spielen, toben oder auch raufen. Dieses Verhalten dürfen sie im Offenstall ausleben.
Oftmals wird Pferden dieser soziale Aspekt noch sehr abgesprochen. Boxenhaltung ermöglicht meist einen Sicht- und Blickkontakt, jedoch nicht den direkten Kontakt zwischen den Pferden, der die Basis der normalen Interaktion ist.
Unsere Stute Dubi hat eine beste Freundin im Offenstall gefunden, mit der sie Seite an Seite durchs Leben geht. Sie stehen beieinander, fressen zusammen, dösen zusammen und vermissen den jeweils anderen schrecklich, wenn einer nicht da ist. Aus 30 Pferden im Offenstall hat sie sich diese andere Stute ausgesucht, weil Pferde auch Sympathie und Antipathie gegenüber ihren Artgenossen empfinden.
In klassischer Boxenhaltung hätte sie diese Begegnung und die damit zusammenhängende Bereicherung durch die Pferdefreundschaft wahrscheinlich nie gehabt.
Vorteil #4: Artgerechte Futteraufnahme
Wer sich mit Wildpferden beschäftigt, wird schnell feststellen, dass Pferde den ganzen Tag und auch in der Nacht ständig kleine Portionen Futter aufnehmen. Dabei bewegen sie sich in kleinen Schritten vorwärts. Zwischendurch ruhen sie oder bewegen sich, es entstehen jedoch keine langen Fresspausen von den in der Boxenhaltung üblichen 8 – 10 Stunden zwischen Abend- und Morgenfütterung.
Pferde fressen zwischen 12 und 18 Stunden am Tag kleine Portionen.
Vorteilhaft an der Offenstallhaltung ist, dass Pferde diesem natürlichen Fresstrieb nachkommen können. Bei Offenstallpferden kannst du das natürliche Verhalten der Wildpferde beobachten: man meint, das Pferd frisst den ganzen Tag. Doch siehst du genauer hin und beobachtest die Pferde, siehst du, dass die Gruppe immer wieder zusammen ruht, dann wird Fellpflege betrieben und wieder gefressen.
Zu lange Fresspausen bergen für Pferde gesundheitliche Gefahren.
In der traditionellen Boxenhaltung wird Morgens, Mittags und Abends Kraft- und Raufutter gefüttert. Ganz so, wie wir Menschen essen. Dies führt zu sehr langen Fresspausen für Pferde, besonders nachts. Im Offenstall kann dein Pferd Pferd sein und auch nachts Futter zu sich nehmen, so wie es seine Natur vorsieht.
Falls du noch nicht ganz sicher bist, welche Haltungsform für dich in Frage kommt, findest du hier weitere Infos:
- Was ist ein Selbstversorgerstall?
- Was ist ein Pensionsstall?
- Wie sieht artgerechte Pferdehaltung aus?
Ist jedes Pferd für den Offenstall geeignet?
Die Offenstallhaltung hat zweifellos viele Vorteile, aber es gibt auch Faktoren zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass diese Haltungsform für jedes individuelle Pferd die beste Wahl ist. Lass uns also einen Blick auf die verschiedenen Aspekte werfen, um diese Frage zu beantworten.
Zunächst einmal ist es wichtig zu bedenken, dass Pferde von Natur aus Herdentiere sind und soziale Kontakte zu Artgenossen benötigen. Der Offenstall bietet die Möglichkeit, dass Pferde in einer größeren Gruppe zusammenleben und soziale Bindungen knüpfen können. Dies ist besonders wichtig für Pferde, die gerne in Gesellschaft sind und sich wohler fühlen, wenn sie in der Nähe anderer Pferde sind. Wenn dein Pferd also gerne mit anderen Pferden interagiert und soziale Kontakte schätzt, könnte der Offenstall eine gute Wahl sein.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Verträglichkeit deines Pferdes mit anderen Pferden. In einer Offenstallgemeinschaft sind die Pferde 24 Stunden am Tag zusammen und müssen sich miteinander arrangieren können. Wenn dein Pferd dazu neigt, sich in Konflikte mit anderen Pferden zu verwickeln oder territorial zu sein, könnte dies zu Problemen im Offenstall führen. In solchen Fällen ist es wichtig, die Gruppenzusammensetzung sorgfältig zu planen und sicherzustellen, dass die Pferde gut miteinander auskommen.
Ein weiterer Punkt, den du beachten solltest, ist die Gesundheit deines Pferdes. Einige Pferde haben spezielle Bedürfnisse oder gesundheitliche Probleme, die in einer Boxenhaltung besser kontrolliert und betreut werden können. Zum Beispiel können Pferde mit Atemwegserkrankungen von einer Box profitieren, da sie so vor Staub oder allergenen Substanzen geschützt sind. Pferde mit bestimmten Verletzungen oder Erkrankungen können in einer Box besser ruhen und sich erholen, da sie weniger Bewegung haben und eine ruhigere Umgebung haben.
Die individuellen Bedürfnisse deines Pferdes sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Einige Pferde fühlen sich in einer Box sicherer und wohler, da sie einen begrenzten Raum haben, der ihnen eine gewisse Geborgenheit gibt. Wenn dein Pferd zum Beispiel ein ängstlicher Charakter ist oder Probleme mit Stress hat, könnte eine Boxenhaltung ihm mehr Sicherheit und Stabilität bieten.
Des Weiteren spielt die Umgebung, in der du dein Pferd hältst, eine Rolle. Manche Regionen haben extremere Witterungsbedingungen, sei es durch hohe Temperaturen, starke Winde oder große Mengen an Niederschlägen. In solchen Fällen kann eine Box zusätzlichen Schutz vor den Elementen bieten und das Wohlbefinden deines Pferdes gewährleisten. Auch der Weidegrund kann eine Rolle spielen.
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